Ein bisschen Schule
Nachdem es in den letzten Einträgen vor allem um die Erlebnisse der letzten Wochen ging, wollte ich diesmal meinen Schwerpunkt auf die schulspezifischen Tätigkeiten der Volontäre richten. Einerseits der Deutschunterricht und andererseits die Mathenachhilfe.
Montags und dienstags haben die Kinder Deutschunterricht digital über Zoom und wir sorgen dafür, dass das ganze auch irgendwie rundläuft. Die Kinder sind alle aus den Klassen 5-7 und es wird in die Juniors und Seniors unterteilt. Vor allem die Juniors waren am Anfang eine Herausforderung, denn sie wussten nicht wie man sich stumm schaltet, überhaupt in die Konferenz kommt und den Laptop bedient, sodass es immer enorme Verzögerungen und die sogenannten Rückkopplungen des Grauens gab. Also rennt man hin und her, macht Mikros an und aus, steckt Kopfhörer wieder in den Laptop und schaltet die kleinen Wifigeräte wieder an. Also zum Beginn meiner Zeit sehr chaotisch, mittlerweile relativ entspannt, nur dass das WLAN in der letzten Zeit ein wenig nachließ, so vom Gefühl her.
Neben den Deutschstunden gibt es dann das Assignment, wo Hausaufgaben gemacht werden, und wiederholt wird. Die Motivation hier ist leider stets gering, denn wie erklärt man den Kindern, dass alle gerade spielen dürfen, aber ausgerechnet sie nicht? So muss man erstmal alle Kinder irgendwo auftreiben und suchen, was sehr viel Zeit kostet, und man muss sehr streng sein, weil man sonst ignoriert wird. Am besten wird es dann, wenn man rum geht und die Kinder sucht, sie in die Klasse schickt, die übrigen in der Zeit aber keine Lust zu warten haben und wieder irgendwohin spielen gehen. Nach ein paar Wochen hat man den Dreh dann aber raus und es geht irgendwie, zwar selten wirklich mit Begeisterung, aber es geht. Wenn man aber mal ehrlich ist, welche Kinder haben schon Lust auf Hausaufgaben?
Mathenachhilfe dagegen ist ganz anders als man es erwartet. In der Regel geht man dort mit ein bis vier Kindern in die Library, nimmt sich einen Beo Mengenbilderkasten, und spielt mit den Formen. Nach dem ersten Mal wurde ich ununterbrochen von „meinen“ Kindern gefragt, ob ich denn nicht direkt wieder mit ihnen Mathenachhilfe mache, dabei ist es sogar drei Mal in einer Woche. Am Ende haben Philine, Marius und ich uns so aufgeteilt, dass jeder von uns eine Klasse übernimmt. Marius nahm Klasse 1, ich die Zweite und Philine ging in die Dritte. Meistens ist das Problem nicht, dass die Kinder es nicht können, sondern dass sie einfach sehr schlecht Englisch verstehen, gerade die neuen Kinder, die erst seit September hier sind.
Neben der Nachhilfe bei den Jüngeren halfen wir auch Teacher Ken in der achten Klasse, die kurz vor ihrem National Examen standen. Viel Kopfrechnen, was wir als verwöhnte Abiturienten, die alles mit dem Taschenrechner machen durften, nicht mehr gewöhnt waren. Am Ende lernten wir voneinander. Wir waren etwas strukturierter und konnten uns besser Ansätze für kniffelige Aufgaben überlegen, weil die Achtklässler das noch am Lernen waren, während sie die Aufgaben dann schneller und besser rechnen konnten.
Ansonsten waren wir in der Zeit donnerstags auf einem Massai Markt, wo wir hoffnungslos von allen Seiten umringt wurden, weil jeder Händler uns etwas zeigen wollte, was die anderen wohl nicht hatten. Wir wollten einfach bloß Mal schauen, aber wir kamen nicht weit, denn man musste an jedem Stand stehen bleiben, weil man nicht unhöflich sein wollte. Am Ende machte Philine ein Glücksgriff, ich ließ mich über den Tisch ziehen und Marius war ein eiserner Kaufmann, der für sein Geschick im Verhandeln am Ende sogar ein Nashornspeckstein geschenkt bekam. Am Sonntag bevor Anja dann kommen sollte waren wir abends bei Teacher Martin zum Essen eingeladen. Es gab Bohnen mit Chapti, die zwar überraschend gut schmeckten, aber dennoch die Begeisterung ins Grenzen hielten, sodass wir danach nochmal Kartoffeln von den Kindern holten.
In der Nacht rannten wir dann auch abwechselnd ins Bad – klar war, zu Martin gehen wir nicht nochmal. Unlustigerweise bekam Sammy das mit, als er morgens an unserer Tür klopfte, und verpetzte uns an die Kinder. Am Ende stellte sich heraus, dass die Kartoffeln wohl schlecht gewesen sein sollten, weil es ebenfalls den meisten Kindern so erging. Dennoch machten sich die Kinder die ganze Woche über uns lustig und es entstanden viele Gerüchte darüber, wie man mich angeblich ums Haus rennen gesehen hat oder Philine angeblich auf dem Bad geschlafen hätte. „Driving“ so nannten die Kinder es – Driving crazy, so nervig war es.
Anja war dann plötzlich da und alles ging normal weiter. In der Library wurde um Ordnung gekämpft, auf dem Skatepark stritten sich die Kinder um die Inliner und wir waren in Mitten drin dieser ganzen Kartoffel Szenarios. Mittwoch luden wir dann Martin ein, bei uns zu essen, er sah von unseren Nudeln mit einer Gemüse-Sahne Soße genauso begeistert aus wie wir von seinen Bohnen.
Am Wochenende wurde es dann richtig voll, zwei deutsche Lehrerinnen kamen, um den kenianischen Lehrern eine Mathefortbildung zu geben, sodass dann auch die Abende unten bei uns voll wurden, wo wir Geschichten aus Kenia und Shangilia austauschten. Auch die Kinder freuten sich sehr über den Besuch von Uta und Ulla, die dann auch in der Mathenachhilfe vorbeischauten. Am Valentinstag bereiteten wir rote Luftballons und Chapatiherzen vor, worüber sich besonders Teresia freute.
Leider währte die gemeinsame Zeit mit Ulla und Uta nur kurz, denn vom 15. bis 18. Feb. hatten wir schon einen Tripp nach Kisumu geplant, an den Viktoriasee, wo wir abends wunderschöne Sonnenuntergänge genossen und einen Tagestripp in den Kakamega Forest, dem letzten Zipfel Regenwald in Kenia, unternahmen. Als wir zurückkamen waren die Lehrerinnen wieder weg und mein letzter Monat in Kenia sollte anbrechen.