Ankunft und Abschied:
Jambo,
Ich bin Marc. Ich bin der „Neue“ Volontär und werde die nächsten sechs Monate hier verbringen. Noch bin ich 17, aber das wird am während meines Aufenthalts ändern. Ihr könnt mich hier und in den regelmäßig kommenden Blogeinträgen bei meiner Reise nach Shangilia und Kenia begleiten.
Nach einem achtstündigen Flug war es am Montagabend dann endlich soweit. Ich landete in Nairobi und machte mich auf dem Weg durch den Zoll zu Mwangi, dem Fahrer von Shangilia. Die anfänglichen Zweifel, ob dann auch alles funktioniert, wie lange im Voraus geplant, legten sich dann schließlich, als ich Mwangi mit dem Shangilia-Schild vor dem Ausgang sah. 40 Minuten fuhren wir ungefähr bis auf der rechten Seite ein dunkelgrünes Tor erschien: Der Eingang von Shangilia. Mein Aufenthalt konnte beginnen.
Josie, die schon den letzten Monat hier verbracht hatte und auch noch ein paar Tage mit mir hier verbringen würde, Anja Faber, die gerade zu Besuch hier war und Joyce, die im Office von Shangilia arbeitet, erwarteten mich schon und begrüßten mich mit einem kenianischen Chai. Das ist ein kenianischer Tee mit viel Milch und Zucker. Nach einem kurzen Kennenlernen und dem Auspacken meines Koffers, gingen wir dann auch schlafen, in der Vorfreude auf morgen, wenn ich die Kinder auch endlich kennenlernen würde. Am nächsten Morgen begegnete ich ganz vielen aufgeregten Gesichtern, die mich tatsächlich, ohne dass ich es wusste, heiß erwartet hatten. Zum Glück war Josie da, die einige Kinder „abfangen“ konnte, indem sie sich ebenfalls umarmen lassen hat, ansonsten wäre ich wohl in dem Schwall aus Händen und Köpfen verschwunden, die sich um mich ringend begrüßten.
In dem Gewusel konnte ich leider nicht auf alle Fragen, die mir gestellt worden sind, eingehen. Außerdem fiel es mir schwer, das kenianische Englisch der Kinder im Durcheinander zu verstehen. Aber die häufigsten Fragen waren: „Wie lange bleibst du?“, „Skatest du gerne?“, „Wann ist dein Geburtstag?“ und „Wann kommt der nächste Volontär?“ Neben der brennenden Neugier machte sich aber auch zunehmend eine Verwunderung in den Kinderaugen breit. Die kenianischen Kinder waren verwirrt von meinen Haaren, denn sie sind vergleichbar lang und lockig. Das kennen sie nämlich nur selten von Männern, da viele ihre Haare normalerweise hier kurz rasieren oder in sehr langen Rasterlocken tragen. Ich glaube unzählbar häufig wurde mir gesagt, dass ich aussehe wie ein Mädchen. Irgendwann weiß man dann auch nicht mehr, was man darauf antworten soll, denn die Kenianer kannten es einfach nicht.
Nach der anfänglichen Aufruhe kehrte aber relativ schnell auch der Tagesablauf wieder ein. Die Kinder hatten aktuell Ferien und genossen die Woche FREI vor allem mit einer Sache: Dem Skaten. Also verbrachten wir den restlichen Tag am Skatepark und schauten den Kindern beim Skaten zu, bestaunten die unfassbare Begabung und lächelten über die ganz Kleinen, die sich mit dem Bauch aufs Board legten und wie Surfer über den Stein paddelten. So endete der Tag dann nach dem Abendessen mit den Kindern und Josie und ich genossen einen ruhigen Abend in unserm Apartment mit – ganz wichtig – kenianischem Chai.
Am nächsten Tag öffneten wir dann auch die „Library“, in der die Kinder die Gelegenheit haben zu spielen, zu basteln oder zu malen. Am liebsten mögen die Kleinen es auszumalen, aber weil es keine Vorlagen gibt, waren wir damit beschäftigt die ganze Zeit irgendwelche Motive aus Büchern abzuzeichnen. Nach dem fünften Anlauf sah mein Mufasa mit dem kleinen Simba aus dem „König der Löwen“ auch gar nicht mehr so kümmerlich aus. Und so verging ein weiterer Tag mit den Kindern, die sich mittlerweile an meine Anwesenheit zu gewöhnen schienen.
Langsam rückte auch der Abschied von Josie näher, sodass der Donnerstag unser letzter gemeinsamer Tag war, gleichzeitig auch unserer „freier Tag“, was die Kleinen so überhaupt nicht verstanden, dass wir mal nicht die Library öffneten oder die Skateparkschlüssel an ältere Kinder abgaben, sodass sie den Skatepark öffnen konnten. An dem Tag zeigte Josie mir die schönen Stellen außerhalb Shangilias, um nach einer Woche Arbeit etwas Ruhe zu genießen – dass es teilweise auch Arbeit war, die Tage mit den teilweise anhänglichen, häufig lauten und energiereichen Kindern zu verbringen, merkte ich jetzt schon. Da kann eine kleine Pause mal nur guttun. Am Abend jedoch gesellten wir uns wieder zu den Kindern, vor allem zu den etwas Älteren, und tanzten. Meine Fähigkeiten dahingehend waren auf jeden Fall beschränkt und das merkten selbst die ganz Kleinen, die von oben zuschauten. So war ich an diesem Abend zwar eher die Lachnummer, aber manchmal muss man auch über sich selbst lachen können. Josie auf jeden Fall genoss ihren letzten Abend mit der Musik, den Choreos und vor allem den Kids.
Am nächsten Tag mussten wir uns dann von Josie verabschieden. Sowohl ich, als auch die Kinder, als auch Josie selbst waren traurig. Sie schloss die Kinder alle nochmal in die Arme, wünschte mir alles Gute, stieg mit Anja in den Bus und verließ Shangilia auf dem Weg zum Flughafen. Es war ihr dritter Aufenthalt hier. Und ich, ich hatte das Apartment ab nun für mich allein, auch wenn es dadurch recht leblos wirkte. Ab jetzt war ich auf mich alleingestellt.
Bye Jose