Vorgezogenes Halloween

 

Vor zwei Jahren hatte ich zu Halloween eine kleine Party mit den Kindern gemacht. In der Library hatten wir Kürbisse, Fledermäuse und Spinnen gemalt und damit Shangilia geschmückt. Abends haben wir dann alles abgedunkelt und ein paar Kinder hatten mir geholfen, die Library in eine Art Grusellabyrinth zu verwandeln. Dort mussten dann die Kinder durch, bevor sie ein paar Süßigkeiten bekommen haben.

Die Kinder fanden das damals toll und daher erreichte mich nun öfter die Frage: „Josie, will we celebrate Halloween this year?“… beim ersten Mal hatte ich noch sinngemäß geantwortet: „well you know, Halloween is on 31st of October, I won’t be around anymore.“, um gleich darauf meine Aussage zu revidieren und meine deutsche Ordnung an der Stelle über den Haufen zu werfen. Ist doch egal, wann Halloween genau ist. Hauptsache die Kinder haben Spaß und wir können ein paar schöne Momente miteinander verbringen. Für mich war also klar – wir ziehen Halloween einfach vor. Oder feiern das vom letzten Jahr nach – egal!

Also weihe ich meine Volontärs-Kollegen ein und wir machen am freien Sonntag einen Ausflug ins Sarit-Center, eine nahgelegene Shoppingmall, um alles Nötige zu besorgen. Zwei Kilo Popcorn, Sirup, der wie Blut aussieht, Karamellbonbons und, das Highlight: Gummibärchen, die wie Vampirzähne aussehen.

Zurück zuhause machen wir kurzerhand einen Plan. Erst würden wir die Kinder schminken, dann gäbe es ein paar Spiele und abends ginge es dann in die Library. Das Schminken funktioniert soweit ganz gut. Die Kinder werden als Skelette, Zombies und Kürbisse geschminkt. Als später ein paar ältere Kinder tatkräftig mit anpacken gibt es auch Schmetterlinge und Blümchen in den Gesichtern. Zwar wenig gruselig, aber irgendwie putzig. Außerdem haben wir noch einen Nagellack erhascht, der im Dunkeln leuchtet. Der ist natürlich der absolute Renner. Beate, unsere Freiwilligenmutti und Popcornmeisterin, bereitet derweil das Essen vor. Ich schnappe mir ein paar Kinder für mein Halloween-Team und wir bereiten die Rollen vor: manche werden nach den Beinen der Kinder greifen, andere spritzen ein wenig Wasser. Andere machen gruselige Geräusche. Einen Türsteher, oder wie Zacharia sich nennt, einen Sodja (Kiswahili für Türsteher) haben wir auch.

Für die Spiele ist leider wenig Zeit, deswegen gibt es nach dem Abendessen nur etwas Musik und nach und nach werden die Kids in die Library geholt. Die meisten Kinder finden unsere Gruselkammer super, bei zweien kullern allerdings ein paar Schreckenstränen, als sie die Library verlassen – das wollten wir natürlich nicht! Glücklicherweise warten Fine und Ricardo im Lehrerzimmer nebenan mit ordentlichen Belohnungspaketen für alle, die die kleine Mutprobe (auf eigene Gefahr natürlich, niemand wird gezwungen und alle bekommen Süßigkeiten!) überstanden haben. Da trocknen die Tränen nur allzu schnell und der kleine Schreck ist auch schnell vergessen.

Insgesamt ist es etwas chaotisch, aber was haben wir auch erwartet? Pole pole und hakuna matata. So ist Kenia eben. Das Gute ist, dass letztlich doch immer alles funktioniert. Hinterher wird uns noch tatkräftig beim Aufräumen geholfen und dann huschen unsere Geister, Zombies, Kürbisse und Schmetterlinge aber auch ins Bett – hier ist es nun doch mächtig spät.