Von neuem Luxus und altem Verzicht
Als ich das letzte Mal in Shangilia war, war es üblich, dass die Volontäre im Schlafsaal bei den Kindern untergebracht wurden. Außerdem wurde bei Nancy (kalt) geduscht, in der großen Shangilia- Küche gekocht und die Kleidung, die man brauchte, wurde in den kleinen Schränken, etwa so groß wie Schließfächer, untergebracht. Privatsphäre hatte man also sehr wenig und auch sonst war der Unterschied zum deutschen Lebensstandard schon wirklich ziemlich groß. Vieles konnten wir damals mit Humor nehmen und es gab dadurch immer lustige Geschichten zu erzählen. So beispielsweise die Pupskonzerte im Schlafsaal, wenn es Gizeri, also eine Art Bohneneintopf, für die Kinder gab. Oder auch das leidvolle Gesicht, wenn es wieder Zeit war, zu duschen. Vorteilhaft war tatsächlich auch unser Hochbett, das etwas wackelig war und dadurch garantiert war, dass man gleichzeitig mit demjenigen unter oder über einem wach wurde.
Heute sieht das etwas anders aus. Durch den Bau der Häuser haben die Volontäre ein eigenes kleines Apartment. Dort hat jeder sein eigenes Zimmer, es gibt ein gemütliches Wohnzimmer, eine gut ausgestattete Küche und ein Bad mit warmer Dusche.
Mich beeindruckte das bei meiner Ankunft, trotz der Blogbeiträge anderer Volontäre und entsprechender Bilder vom neuen Apartment, schon ziemlich. Als dann morgens noch jemand fragte, ob ich einen getoasteten Toast essen möchte, riss es mich echt fast vom Hocker – getoastet? Wir hatten das Brot damals mit Margarine beschmiert, Zucker darüber gestreut und eingerollt. Viel mehr gab es eben nicht. Und gleich neben dem Toaster tummelt sich sogar ein Waffeleisen – wow! Man hat hier wirklich alles, was man braucht.
Beides hat letztlich, wie alles andere im Leben eben auch, seine Vor- und Nachteile. Letztlich muss ich schon zugeben, dass es schön ist, sich einfach mal abgrenzen und die Tür hinter sich zu machen zu können. Außerdem sind nun Nancy und John als Staff-Mitglieder weniger mit uns und dem Zubereiten unseres Essens beschäftigt und können sich noch mehr den Kindern widmen. Außerdem gibt es weiterhin genügend lustige Geschichten zu erzählen: sei es über das Wäschewaschen und die trotz minutenlangen Schrubbens schwerlich sauber werdenden weißen Socken oder über den Pfarrer draußen im Slum, der Sonntagsmorgens seinen Gottesdienst mit der immer gleichen Playlist abhält… „I surrender my life to god“, gleich das erste Lied in der Playlist, ist bei uns hier zum running gag geworden.
Was ich damit sagen will: manchmal kann Verzicht auch Spaß machen und es kann einen unglaublich schnell erden. Wie oft habe ich mir früher noch dieses und jenes gewünscht? Heute sehe ich das wesentlich entspannter. Die Kinder sind so glücklich und fröhlich mit dem, was sie haben – eine Genügsamkeit, die auch das Leben in Deutschland deutlich angenehmer und zufriedener gestalten kann.
Übrigens: eine Nacht habe ich auch dieses Mal im Schlafsaal verbracht. Einfach so, um es nochmal auszuprobieren. Meine beste Nacht habe ich dort nicht verbracht, aber schön war es trotzdem.