„Pole pole“ – Schritt für Schritt
Die zweite und letzte Woche Ferien und die erste Woche Schule haben viele neue Erlebnisse für uns bereitgehalten. Unter anderem die ersten Abschiede von Personen, die wir schon ins Herz geschlossen haben. Nach den Ferien mussten einige Highschool-Schüler:innen Shangilia wieder verlassen, um zu ihrer Schule zurückzukehren. Da viele von ihnen erst an Weihnachten oder später wiederkommen werden und wir aber Mitte Dezember schon selbst abreisen, mussten wir uns schon nach zwei Wochen von ihnen verabschieden. Außerdem verließ Marc am Ende der Ferien ebenfalls unsere WG und flog zurück nach Deutschland. Damit waren wir nun auf uns allein gestellt und hatten niemanden mehr an unserer Seite, der immer und auf deutsch all unsere vielen Fragen beantworten konnte.
Zur Verabschiedung von Marc haben wir mit den Kindern beziehungsweise gegen die Kinder eine Wasserballschlacht veranstaltet (und verloren). Als die Kinder sehr schnell verstanden hatten, worum es geht, dauerte es nicht lange, bis ganze Eimer mit Wasser über uns ausgeschüttet wurden. Aber bei den angenehm warmen Temperaturen ist das ja zum Glück kein Problem. Anders wäre es in der ersten Schulwoche gewesen. Denn passend zum Schulbeginn fielen die Temperaturen etwas und die Sonne versteckte sich zunehmend hinter den Wolken. Ein Wetter, das wir gar nicht erwartet hatten. Vor allem nicht, dass wir eines Abends ein komisches Geräusch wahrnehmen und nach kurzer Suche erkennen würden, dass es regnet.
Nun waren wir also plötzlich nur noch zu zweit in unserem Apartment und waren gespannt, wie die nächste Woche ablaufen würde. Wieder neue Aufgaben, plötzlich viel mehr Kinder, da viele aus den Ferien von ihren Familien zurückgekommen sind, allein ohne Marc, neue Lehrer:innen und ein anderer Stundenplan für die Woche.
Rückblickend wissen wir nun, dass diese Angst unbegründet war. „Learning by doing“ ist hier das Motto und so haben wir bereits spontan am ersten Tag zwei Stunden lang in einer Klasse ausgeholfen. Wir lernten nach und nach die Klassen, Lehrer:innen und Fächer kennen und natürlich auch unsere neuen Aufgaben. Mathe Nachhilfe für die Kleinen, Englischunterricht für die Größeren, unterstützen beim Deutsch lernen und und und. Die Schulzeit ist wesentlich abwechslungsreicher und damit auch aufregender und wir sind sehr froh, dass wir die Ferienzeit bereits nutzen konnten, um langsam in den Alltag einzufinden und einige Kinder kennenzulernen.
Jede Woche gibt es aber auch die Möglichkeit, Zeit außerhalb von Shangilia zu verbringen, um das beeindruckende Kenia kennenzulernen. Dank Sammy, dem Hausmeister von Shangilia, war es uns möglich mit ihm unsere erste Safari in Naivasha zu bestreiten. Und zwar zu Fuß! Ein tolles Erlebnis, das uns sowohl ermöglichte, viele Tiere wie Zebras, Affen, Gazellen und viele mehr in freier Wildbahn nur wenige Meter von uns entfernt bestaunen zu können, aber auch auf dem Weg nach Naivasha die Gegebenheiten beim Reisen durch Nairobi und damit die Kultur besser kennenzulernen. Weiße Haut und helle Haare sind hier ein Zeichen für Reichtum und das haben wir besonders beim Umsteigen zwischen den Bussen in der Innenstadt im wahrsten Sinne des Wortes zu spüren bekommen.
Insgesamt fühlen wir uns hier aber total wohl, wir mögen die Art zu leben und die Menschen sehr. „Pole pole“ ist hier die Lebenseinstellung, was so viel bedeutet wie „Schritt für Schritt“. Die Kenianer:innen nehmen die Herausforderungen des Lebens jeden Tag neu in Angriff, ohne scheinbaren Stress und ohne viele strickte Regeln. Ganz anders, als wir es in Deutschland gewohnt sind. Dieses Lebensmotto übernehmen wir doch gerne 😉