Neue Gesichter
Wie bereits angekündigt, möchte ich euch mit diesem Beitrag wieder etwas updaten, schließlich ist in letzter Zeit viel passiert.
Passend zum Schuljahresbeginn Anfang Januar, gab es in Shangilia einige Neuerungen. Eine Woche nachdem die Kinder wieder in den Unterricht gestartet waren, kam zum einen unsere neue Volontärin an: mit anderthalb Monaten Pause waren wir nun wieder zu dritt. Theresa (die Dritte Volontärin dieses Namens in Shangilia, wenn auch die erste mit einem h nach dem t), ist zudem die erste Freiwillige, die nicht aus dem Westen Deutschlands, in dem auch Shangilia Deutschland angesiedelt ist, kommt. Stattdessen lebt sie in der Nähe von Stuttgart und Jonas und ich haben uns schon lange im Vorhinein auf ihr Schwäbeln gefreut und wurden nicht enttäuscht (man hört es sogar im Englischen!). Theresa wird Jonas und mich überdauern und dann erst Ende Mai nach Australien weiterreisen. Das zu hören freute auch die Kinder sehr, da sich Mai so schön weit weg anhört. Zudem hat sich recht schnell herausgestellt, dass Theresa am meisten Kontakt zu ihrer Familie hat (die aber auch sechsköpfig und damit größer ist als Jonas´ und meine) und sie ist nun die älteste von uns, da auch sie nach 13 Jahren ihr Abitur gemacht hat, anders als Jonas allerdings an einer Waldorfschule. Theresa eigenes Projekt, das etwas ungeplant entstand, ist Geigenunterricht, den sie parallel zu Jonas` Gitarrenunterricht einigen Kindern gibt.
Während unser einer Neuankömmling sich noch einlebte, kamen eine Woche nach ihrer Ankunft schon 12 weitere an: unsere neuen Kindern. Da mit dem Abschluss der letzten achten Klasse einige Kinder ausgezogen sind, wurde Platz für neue geschaffen und so fuhr unser Heimleiter mit einigen weiteren Mitgliedern der Belegschaft ins Nairobi Children`s Home, um die nach längerem bürokratischen Prozess ausgewählten Kinder abzuholen. Als diese dann am Nachmittag in Shangilia ankamen, wurden sie direkt von den aufgeregten Alteingesessenen überrumpelt, die teilweise auf sie zustürmten, um sie zu begrüßen. Den zweiten Schock stellten dann Jonas, Theresa und ich dar: Weiße generell und dann auch noch so nah und als ein Teil ihres neuen Zuhauses waren für die Neuen natürlich unglaublich besonders und wahrscheinlich auch verwirrend. Insgesamt wurden sie liebevoll willkommen geheißen und direkt in Gruppen von den anderen Kindern auf dem Gelände herumgeführt und beim Abendessen nochmal offizieller eingeführt und vorgestellt. Besonders die neuen und teilweise noch sehr kleinen Mädels wurden dann in den nächsten Tagen sehr viel herumgetragen und gut von den älteren Mädchen betüddelt, die Jungs hatten es dafür etwas schwerer und mussten sich mehr beweisen. Alles in allem lebten die neuen Kinder sich aber sehr schnell ein und wir Volontär*innen lernten ihre Namen auch schneller als erwartet.
Zusätzlich zu den zwölf komplett neuen Kindern bekamen wir noch einen anderen Neuzugang, schon in den Ferien: vom Community Kid wurde Esther Wambui, mittlerweile Drittklässlerin, zum in house-Kid. Sie lebt sich zwar immer noch ein, da sie sich noch an das Leben und Teilen mit so vielen Kindern gewöhnen muss, trotzdem tut ihr der Wechsel sichtbar gut. Diese dreizehn Kinder werden für uns und wahrscheinlich besonders für Theresa, die vorerst am meisten zeit mir ihnen verbringen wird, immer sehr besonders bleiben, da wir ihre Ankunft miterlebt haben.
Zwei Wochen nach Theresa kam dann direkt noch eine Volontärin, allerdings keine wirklich neue, zumindest für die Kindern nicht: Nadin war letztes Jahr, genau im gleichen Zeitraum wie ich, als Volontärin in Shangilia. Wie es immer üblicher ist und auch Jonas, Ricardo, Theresa und ich es vorhaben, nutzt sie jetzt ihre Semesterferien, um die Kinder zu besuchen. Wie schon bei Josie im September und Felix und Anika im Oktober, ist es sehr cool, eine Ehemalige als Unterstützung hier zu haben, da man dadurch nicht nur die Aufgaben noch besser aufteilen, sondern auch Erfahrungen austauschen kann und eine andere Perspektive gewinnt. Da relativ zeitgleich mit Nadin auch unsere Vorsitzende vom Förderverein, Anja, mit zwei Lehrerinnen aus Deutschland zur Fortbildung der Lehrkräfte hier in der Mathefachschaft ankam, schliefen Theresa und Nadin zwischenzeitig zusammen in unserem großen Zimmer mit zwei Betten. Schnell wurde unsere nun sehr weibliche WG zu einer gut zusammenarbeitenden Gruppe.
Zusätzlich dazu, dass hier in letzter Zeit viel Trubel war, hatten wir Mitte Februar nochmal eine Woche Schulferien (Mid-Term) zu füllen. Waren diese zwar recht anstrengend, obwohl wir vier Volontär*innen waren, so waren die Ferien auch eine schöne Gelegenheit, mal etwas anderes mit den Kindern zu machen: so waren die Kinder sehr begeistert vom Springseilspringen, von der Straßenkreide und den Bastelaktionen mit Theresa und Nadin. Zudem lernte Theresa einige der Secondary Schüler*innen kennen und Nadin konnten diese wiedersehen, was immer schön ist, da man sich mit ihnen auch anders unterhalten kann als mit den Kleinen.
Von einigen anderen besonderen Ereignissen lässt sich noch kurz berichten: als ersten Ausflug für Theresa fuhren wir mit den Mitgliedern unserer Brassband eines Abends auf den Weg zu ISK, zu einer Aufführung der Jazzband der Schule. Dort wurde nicht nur beeindruckend gut Jazzmusik gespielt, sondern auch einige klassische Stücke von einem Quartett und auch einige gesungenen Lieder waren ziemlich cool. Zwar müssen wir unsere Kinder, die normalerweise immer selbst auf der Bühne stehen, noch etwas mehr an das Verhalten im Publikum gewöhnen (sie gingen überdurchschnittlich oft mit etwas viel Lärm raus zur Toilette), aber wir alle verbrachten einen sehr gelungenen Abend.
Anders war das leider bei der Talentshow, die ebenfalls in der Internationalen Schule stattfand. Nadin hatte uns vom letzten Jahr vorgeschwärmt, weshalb wir es uns erkämpft hatten, dass wir alle vier mit zu der Show fahren konnten. Dort erwarteten uns leider viel weniger und wohl auch schlechtere Beiträge als beim letzten Mal und auch das Publikum war sehr mager besetzt. Zudem wurden unsere aufgeregten Kinder gar nicht in die Wertung miteinbezogen und bekamen wir zwar, wie in der Schule üblich, nach dem Programm wieder alle Snacks, so war das Ganze leider etwas enttäuschend für alle von uns.
Zum Schluss wieder ein eher schönes Ereignis: praktischerweise während unsere Vorsitzende auch hier war, bekamen wir besuch von einem Fernsehteam des ZDFs. Als wir erfuhren, dass für die Kindernachrichten „logo!“ ein Beitrag über unseren Siebtklässler Alex Owino gemacht werden sollte, wurden wir Volontär*innen positiv an unsere Kindheit erinnert und freuten uns umso mehr auf das Team. Erforderten einige Arrangements für die verschiedenen Drehs zwar einige Anstrengungen unsererseits, so war es doch eine schöne Erfahrung für uns und die Kinder, allem voran Alex, der unglaublich aufgeregt war.
Endlich geschafft, im nächsten Beitrag berichte ich dann voraussichtlich unter anderem von unserer Karnevalsfeier mit den Kindern.