Shangilia Alaaf!
Wie bereits früher versprochen, hier nun der Bericht zu unserer Karnevalsfeier in Shangilia.
Statt während der „normalen“ Karnevalstage von Weiberfastnacht bis Karnevalsdienstag feierten wir verbotenerweise am Samstag nach Aschermittwoch mit den Kindern, weil unsere ursprünglichen Pläne wegen eines Tanzworkshops gecancelt werden mussten. Dadurch gewannen wir aber mehr Zeit für die ausführlichen Vorbereitungen, wie dem Einkaufen von Bergen von Süßigkeiten und dem Aufpusten von sehr vielen Luftballons. Letztendlich lief dann natürlich einiges nicht so wie geplant, da es z.B. wieder schwerfiel, nach dem Mittagessen alle Kinder im Speisesaal zusammenzurufen, um ihnen das Programm zu erläutern und zu erklären, was Karneval überhaupt ist (dass es einen christlichen Hintergrund hat, hat uns immerhin einen Teil der Aufmerksamkeit verschafft). Als wir dann ein gut funktionierendes System zum Schminken der Kinder hinter der Bühne etabliert hatten, lief das Ganze aber recht gut. Diskussionen wurden nur von den Kindern angefangen, die im Vorhinein bei Bastelnachmittagen Masken gemacht hatten, diese aber angesichts der Kinderschminke nicht tragen wollten. Irgendwie waren nach mehreren Stunden Schminken begleitet von Karnevalsmusik aber alle Kinder recht zufrieden und wir konnten alle auf der Bühne zum Tanzen (aus Rhythmusgründen nicht mehr nur zur kölscher, sondern auch kenianischer Musik) versammeln. Das mit den Luftballons zu kombinieren klappte zwar nicht so gut, da sie innerhalb von wenigen Sekunden alle zerplatzt worden waren, trotzdem hatten die Kinder aller Altersstufen viel Spaß, was uns automatisch auch sehr glücklich machte. Als die Kinder sich zur zwischendurch stockenden Musik ausgetobt hatten, begannen wir unseren Karnevalszugs-Ersatz: mit etwas Mühe stellten wir alle Kinder und einige anwesende Lehrer*innen zu einer Polonaise aus, die dann durch ganz Shangilia mit Schlenkern über das Gelände führte und mit dem Verteilen von Süßigkeiten und unaufgepusteten Ballons endete. Damit hatten wir diesen Programmpunkt geschafft und konnten uns umziehen gehen, während die Kinder zu Abend aßen.
Nach dem Abendessen fand dann unter Kens Leitung und mit Unterstützung verschiedenster Mitglieder des Personals die nächste Überraschung statt: zufällig war eine länger geplante Idee auf den gleichen Tag wie Karneval gefallen. Letztes Jahr hatte es mit Nadin, Teresa und Ole als Weihnachtsgeschenk für die Kinder nämlich ein Lagerfeuer inklusive Stockbrot gegeben. Das wollten wir nun in abgespeckter Version, aber dafür mit allen Kindern (letztes Jahr waren viele der Kleinen erkältet gewesen) wiederholen. Dafür nutzten wir die Bänke aus dem Speisesaal und recht spontan abgesäbelte Äste der Bäume auf unserem Gelände (die Bänke natürlich zum Sitzen, nicht Brennen). Da wir, als das Feuer endlich sehr schön brannte, zwar so viele Leute waren, dass sich einige geplante Spiele als unmöglich erwiesen, überließen wir den Kindern die Führung beim gemeinsamen Singen und genossen den schönen Anblick. Zwar wurden wir immer wieder nach dem Stockbrot des letzten Jahres gefragt, dass wir aus Zeitgründen nicht hatten wiederholen können, so hatten die Kinder aber trotzdem einen schönen Abschluss eines ereignisreichen Tages und für uns wurde es auch sehr lustig, als am Schluss nur noch die Großen (am Ende nur noch die achte Klasse) mit uns zusammensitzen durften und wir erst lustige Geschichten von Isaac hören (für den überdurchschnittlich alten Viertklässler wurde eine Ausnahme gemacht) und dann Hormone bei der Arbeit beobachten konnten.
Nach diesem Tag fielen wir echt sehr müde, aber auch sehr glücklich ins Bett. Das übrigens in neuer Konstellation (was für eine Überleitung!): Karneval hatten wir noch ohne Jonas verbracht, der mit seinen ihn hier besuchenden Eltern anderthalb Wochen Urlaub erst in der Massai Mara und dann an der kenianischen Küste gemacht hatte. Passend zur lustigen Phase des Lagerfeuers kam er dann an gehumpelt – er hatte sich nämlich leider beim Beachvolleyball spielen einen Bänderriss zugezogen. Während Jonas weg war, waren wir aber schon aufgestockt worden, da nämlich die Teresa (die zweite ihres Namens, zum Glück ohne h nach dem t), die gemeinsam mit Nadin letztes Jahr hier gewesen war, für knapp vier Wochen zu uns gestoßen war. Dies sorgt zwar für einige Schwierigkeiten mit den Namen, ansonsten ist es aber wie immer sehr schön, noch eine Ehemalige hier zu haben, vor allem für die Kinder. Nach Jonas waren sogar wieder alle Zimmer in den zwei Wohnungen besetzt, da wir außerdem Besuch von einem leitenden Mitglied eines kleinen schwedischen Fördervereins von Shangilia hatten und die besagte Anne bei Nadin und Teresa oben wohnte. Anne verbrachte ein paar Tage in Shangilia, um neue Bilder und Videos zu machen, darunter auch Interviews mit verschiedensten Shangilia-Familienmitgliedern. Sie war übrigens auch sehr von unserer Karnevalsfeier fasziniert.
Gemeinsam mit unserem Besuch aus Schweden erlebten wir auch ein anderes tolles Ereignis: hatten Nadin, Theresa und ich zwar schon Teacher Ken besucht, um seine im November geborene Tochter Avianna zu bewundern (sooo hübsch, diese Nase!!), so fand das offizielle Präsentieren mit viel Essen und dem gesamten Lehrer*innenkollegium etwas später statt. Wir wussten nichts davon und wurden im Laufe des Nachmittags erst von den Kindern gefragt, wieso wir nicht bei Ken seien und schließlich vom Gastgeber selbst eingesammelt. In der kleinen Wohnung zusammen mit all den Erwachsenen mit denen wir unterschiedlich viel zu tun haben und im Regelfall recht seriös zusammenarbeiten, erlebten wir dann eine erinnerungswürdige Situation: Die Lehrkräfte waren völlig anders als sonst, besonders im Umgang miteinander. Besonders Teacher Julia stach heraus, von der Anne meinte, sie solle doch eine Karriere als Comedian anstreben. Schon während der Unterhaltungen beim Essen riss sie einen Witz nach dem anderen und machte sich über Teacher Martin lustig, der genauso witzig konterte (da der Großteil dieser Unterhaltung auf Kisuaheli stattfand, verstanden Theresa und ich nur einen Teil dessen). Als es dann an die sporadische Übergabe von Geschenken zur Geburt ging, übernahm diese Julia genauso amüsant und kreierte ein sehr lustiges Missverständnis mit Anne, in dem sie die fast 76-Jährige „Shosho“, also Oma auf Kisuaheli nannte, die das aber erst nicht verstand – es war ein sehr lustiger Nachmittag, nie dem sogar das Beten nicht so ernst war wie sonst.
Damit geht auch dieser Beitrag zu Ende – ich hoffe, ihr hattet Spaß! Wenn ich das richtig verstanden habe, ist entsprechendes Bildmaterial zu den hier beschriebenen Ereignissen nun in den sozialen Netzwerken zu finden und nicht mehr an dieser Stelle.