Ferien, Weihnachten und Silvester

Nachdem die Ferien begonnen haben, waren immer weniger Kinder in Shangilia, bis wir letztendlich nur noch 60 Kids im Kinderheim hatten. Auch die Mitarbeitenden gingen in die Weihnachtsferien und es waren immer wieder welche für ein bis zwei Wochen weg. Viele Kids fuhren für die langen Ferien oder nur über die Feiertage nach Hause zu ihrer Familie. Dies machte einige aber auch traurig, da sie nicht nach Hause konnten oder sie kurzfristig doch nicht abgeholt wurden. Andere hingegen fanden es mal sehr entspannt unter wenigen Kindern zu sein. Mit Spielen wie Würfelstafette, Dutchball, Werwolf oder kreative Aufgaben versuchten wir den verbleibenden Kids eine schöne Zeit zu machen. Jedoch merkten wir schnell, dass sie auch mal froh waren, ihre Ruhe zu haben und das zu machen, was sie wollten. Mathenachhilfe und Deutschstunde sollten aber trotz Ferien auf dem Plan nicht fehlen. Dies hatte zur Folge, dass wir uns dann natürlich immer unwillige Sprüche anhören durften, da ja Ferien waren, aber da waren auch wir in unserer Schulzeit nicht anders.
Im Dezember mussten dann natürlich die Weihnachtsvorbereitungen anfangen und es wurde viel Weihnachtsdeko gebastelt: Schneeflocken, Tannenbäume und Schneemänner. Die Kids hatten sehr viel Spaß dabei und jeden Tag wurde ich von Jabali oder anderen Kids gefragt, was denn das nächste Projekt sei. Einige der Kids würden am liebsten jeden Tag basteln, aber ich brauchte ja auch ab und zu Zeit, um die Ideen vorzubereiten oder die fehlenden Sachen zu besorgen. Zudem war es auch schön, dass ich im Dezember einen Grund hatte keine kenianische Musik mehr laufen zu lassen, sondern meine Weihnachtsplaylist abspielen konnte. Es wurde vor allem bei „Last Christmas“ und „Hallelujah“ laut mitgesungen. Ein bisschen Abwechslung ist da ab und zu schön und die Kids haben sich auch drauf eingelassen, solange ich trotzdem auf die kenianischen Musikwünsche das ein oder andere Mal eingegangen bin. Auch von der Brassband hörte man nun Weihnachtsmusik und sie hatten sogar zwei Auftritte im Shamba Café, wohin wir sie begleiten durften.
Am 22.12. war es dann so weit: Endlich kamen alle in Shangilia ein wenig in Weihnachtsstimmung. An diesem Tag waren die Sponsoren Taj und Star da, die den Kids ein unvergessliches Weihnachten ermöglichten. Sie kamen mit vielen Geschenken wie beispielsweise Puppen, Seifenblasen, Buntstiften und jede Menge Süßigkeiten. Es lief Musik und es wurde viel getanzt und gelacht.
An diesem Tag waren wir mit Sammy einkaufen, damit wir die Weihnachtsbäckerei eröffnen konnten. „Omas Spritzgepäckrezept“ wurde ausgepackt und in vier Gruppen wurde gebacken. Den Keksteig roh zu essen war dann selbstverständlich besser als ihn auszurollen, weshalb Pauline das ein oder andere Mal ein bisschen lauter werden musste. Aber trotzdem war das Backen ein voller Erfolg und wir hatten viele Plätzchen, nachdem Arne, Mildrid und Felix mit Mühe den Ofen, der fast nie benutzt wird, anbekommen haben. Nachdem die Plätzchen abgekühlt waren, wurden sie noch bunt verziert und als alle fertig waren, wurde auch der Zuckerguss pur gelöffelt. „Sweet“, hörte man von allen Kids, wobei hier alles süß ist, auch das normale Mittagessen, und sozusagen das deutsche „lecker“ ersetzt.
Außerdem wurden die ersten „Merry Christmas“ Luftballons aufgepustet, aber dann unterbrach uns die Essensglocke. Zusammen mit Sammy und einigen Kids wurden dann am nächsten Tag die gebastelte Weihnachtsdekoration, die Luftballons und eine Girlande aufgehangen. Besonders die Kinderaugen leuchteten als sie ihre eigenen Meisterwerke im Gebäude verteilt.
Heiligabend wird hier noch nicht gefeiert, weshalb wir zu dritt den Abend dann in „The View“, einem Restaurant mit einem traumhaften Blick über Nairobi, verbracht haben und später noch ein online Escape-Spiel gelöst haben.
Aber am 25.12. war es dann auch für die Kids soweit: Den ganzen Morgen standen wir drei, zusammen mit Steve und Mildrid, in der Küche, um das Weihnachtsessen vorzubereiten. Es gab Hähnchen, Kartoffeln und einen besonderen Reis; für die Kids ein Festmahl und dazu gab es auch noch Softdrinks und Kekse. Davon abgesehen verlief der Tag ziemlich normal: Wir verbrachten viel Zeit mit Tanzen, da wir die großen Musikboxen auf der Bühne verwenden durften. Dies hatte aber auch zur Folge, dass wir gefühlte zehn Mal „Kwikwi“ und „Kuna Kuna“ hören durften. Außerdem wurden den ganzen Tag Braids geflochten, weil die Kids von den Sponsoren auch Kunsthaare in vielen leuchtenden Farben bekommen hatten.
Für uns ein ziemlich anderes Weihnachten, aber trotzdem ein Unvergessliches.
Nach einer Woche kam dann natürlich direkt ein weiteres Highlight: Silvester. An diesem Tag dürfen die Kids solange aufbleiben wie sie wollen. Jedoch waren um 22.00 Uhr die Kleinsten schon eingeschlafen, was aber auch verständlich ist, wenn sie meistens um spätestens acht Uhr geweckt werden. Um nicht einzuschlafen, hörten wir Musik und auf der Bühne wurde wieder ordentlich getanzt. Alle zusammen haben wir dann runtergezählt 10, 9 ,8 ,7…..2, 1, 0 „Happy New Year“ und alle umarmten sich und der Jubel war laut. Kleine Böller hatten die Kids auch, aber die machten nur einen lauten Knall. Um kurz vor eins gab dann leider die Musikbox den Geist auf und alle gingen ins Bett. Am nächsten Tag gab es dann wieder ein besonderes Mittagessen: Pommes mit Hähnchen und zusätzlich Softdrinks und zum Nachtisch Haribos.
Das neue Jahr hat gestartet und so langsam werden die einzelnen Kids wieder zurück nach Shangilia kommen, da Ende Januar die Schule wieder anfängt.