Zwei Tage hautnah in der Schule

Als die Schule nach den Ferien wieder begann, änderte sich unser Alltag ein wenig. Von nun an waren die Kids den ganzen Vormittag in der Schule und unsere richtige Zeit mit den Kids begann erst nachmittags. Aber dann hatten die Lehrerinnen und Lehrer eine Fortbildung, die zwei Tage lang dauerte. Die Kinder bekamen Aufgaben, damit die zwei Tage Unterricht nicht einfach ausfielen, sondern sie weiterarbeiten könnten. Damit sie dabei beaufsichtigt wurden, teilten wir uns auf. Vor einigen Monaten besuchten wir die Schule selbst noch als Schülerinnen und Schüler und nun übernahmen wie direkt die Rolle als Aufsichtskräfte. Selbstverständlich gaben uns die Lehrerinnen und Lehrer erstmal einen groben Überblick. Jeder von uns wurde einer Klasse zugeteilt: Arne übernahm Grade 3, Felix Grade 2 und ich Grade 1. Den kompletten Montag waren wir dann in unseren jeweiligen Klassen und haben den Lehrerinnen und Lehrern beim Unterrichten zugesehen und durften selbst auch direkt einige Aufgaben übernehmen, wie beispielsweise das Korrigieren von einigen Aufgaben. Das Erste, was uns besonders auffiel, war, dass die Kinder alle Aufgaben abgehakt bekommen und die Kinder auch enttäuscht sind, wenn mal etwas nicht kontrolliert wird, auch wenn es nur eine kleine Aufgabe ist. Es ist selbstverständlich schön für die Kinder immer eine Bestätigung zu bekommen, aber für die Lehrer natürlich auch viel zusätzliche Arbeit. Nach einigen Gesprächen bekamen wir auch direkt einen Einblick in Schwierigkeiten, die die Lehrerinnen und Lehrer täglich bewältigen müssen. Da die Kinder mit unterschiedlichem Alter nach Shangilia kommen, kann die Altersspanne in einzelnen Klassen ziemlich groß ausfallen. Zudem sind die Kinder auch nicht alle gleich mit der englischen Sprache vertraut, weshalb der Lehrer manchmal in Kiswahili wechselt. Jedoch wurde hierfür eine neue Regel in Shangilia eingeführt: Alle dürfen von Montag bis Donnerstag nur Englisch sprechen und nur von Freitag bis Sonntag dürfen die Kinder untereinander Kiswahili sprechen. Dienstag und Mittwoch waren wir dann ganz allein in den Klassen und die Kinder beaufsichtigt. Dazu haben wir vorher von den Lehrerinnen und Lehrern zahlreiche Arbeitsblätter bekommen. Nachdem die Schüler alle Blätter bearbeitet hatten, haben wir natürlich alles auch abgehakt und aufgekommene Schwierigkeiten beim Bewältigen der Aufgaben nochmals besprochen. Dabei haben wir selbst auch öfter die Sprachbarriere bemerkt, da manche auch nach wiederholten Erklärungen den Anschein gemacht haben, diese nicht ganz zu verstehen. Dies war für uns dann ein wenig problematisch, da wir nicht wie die Lehrerinnen und Lehrer ins Kiswahili wechseln konnten. Fatuma, eine der Sozialarbeiterinnen, hat jedoch regelmäßig bei uns vorbeigeschaut und so konnten wir Fragen und Sprachbarrieren direkt klären. Auch wenn diese Aufgabe großen Spaß gemacht hat und wir so noch einmal andere Erfahrungen sammeln konnten, war es trotzdem auch ein wenig anstrengend. Zudem waren diese Tage eine sehr gute Vorbereitung auf die Mathenachhilfe, die dreimal die Woche auf dem Plan steht. Dazu haben wir alle benötigten Materialien von Teacher Ken bekommen und jedem von uns wurden zwei Schüler derselben Klasse zugeteilt. Glücklicherweise arbeitet die Schule hier mit bestimmten Mathematerialien, wodurch es auch für uns einfacher ist, den

Kindern Vorgehensweisen in Mathe näher zu bringen. Trotzdem müssen wir kreativ bleiben, da die Kinder vor der Nachhilfe immer schon fünf Stunden Unterricht haben und die Aufmerksamkeit nicht immer komplett auf Mathe gerichtet ist. Deshalb spielen wir auch öfter Mathespiele wie beispielsweise Halli Galli und ab und zu lässt man die Kids dann auch zwei/drei Mal die Stufen hoch und runterlaufen. Dies ist dann wahrscheinlich auch der Grund, dass die anderen Schülerinnen und Schüler jedes Mal auch mit zur Mathenachhilfe kommen wollen, obwohl sie uns gar nicht zugeteilt sind. Aber das geht natürlich nicht, sondern der Rest der Klasse macht in der Zeit Mathe mit ihrem Klassenlehrerinnen und -lehrern. Es ist sehr schön zu sehen, dass die Nachhilfeschülerinnen und -schüler nach zwei Wochen schon Fortschritte machen und man die ein oder andere Sache auf dem Diagnosebogen abhaken kann.