Ausflug zum Jazzfestival

 

Nachdem wir von unserer Safari zurück „nach Hause“ gekommen sind, wurden wir begeistert und überschwänglich von den Kids begrüßt. Wir hatten überlegt den Samstag zu nutzen, um so einiges Liegengebliebenes zu erledigen. Auf dem Plan stand den Blogeintrag schreiben, aufräumen und noch ein paar Dinge für die nächste Woche vorbereiten. Eigentlich hätten wir es nach mehr als sechs Wochen besser wissen müssen. Pläne sind hier vorallem dafür gemacht, um über den Haufen geworfen zu werden. Auf dem Weg zum Frühstück fragte uns Ken, ob wir mit ihm und ein paar Kindern zu einem großen Jazz Festival fahren möchten. Ohne lange darüber nachzudenken, sagten wir zu. Das Leben wird schon den besseren Plan haben. Wir beeilten uns mit Frühstücken und Packen, weil die Ansage war, dass es in 20 Minuten losgehen solle. Auch hier hätten wir es natürlich besser wissen müssen. Stichwort „Kenyan-Time“. Die Eile führte zu ein bis zwei kleinen Fehlentscheidungen. Wir packten beide unsere Sweatshirts ein, die wir natürlich kein bisschen brauchten, aber entschieden uns gegen die Kamera… Nachdem wir mit den Kindern dann noch ein paar Minuten gewartet hatten, fuhr unter großer Begeisterung der extra bestellte Bus aufs Gelände.

Zu den 30 Kindern, die mit durften, gehörten einige Mitglieder der Brassband und der Tanzgruppe. Alle hatten ihr schickes Sonntagsoutfit an und einen kleinen Rucksack dabei. Aufgeregt stiegen die Kinder ein und der Rest belagerte den Bus von außen. Es wurde gewunken und geklopft und wir kamen uns vor als würde es mehrere Tage auf Klassenfahrt oder ins Ferienlager gehen. Bevor wir uns in Bewegung setzten, wurde es – ohne dass dafür noch etwas abgesprochen werden musste – ruhig im Bus und Alex (12 Jahre) sprach ein kurzes Gebet. Dann konnte es los gehen. Es wurde gequatscht, gelesen, gedöst und immer wieder wurden auch die Plätze getauscht. Das Straßenbild Nairobis mit den eingezäunten Geländen, den dicht aneinandergedrängten kleinen Wellblechhütten, den Ständen mit den bunten Obstauslagen und den vielen Menschen und Autos, die sich auf den Straßen drängen, kommt uns mittlerweile schon erstaunlich vertraut vor. Nach einer dreiviertel Stunde standen wir dann auch erwartungsgemäß im Stau und brauchten für den letzten Kilometer noch etwas über eine Stunde. Wir kamen in einem Wendehammer an, in dem schon einige andere Busse standen, welche zunächst alle von Spürhunden durchsucht wurden. Auf dem Bürgersteig reihten sich Kinder in den verschiedensten Schuluniformen. Im Hintergrund konnte man schon einige Zelte auf einer großen Wiese vor einem Stadion erkennen. Auch wenn es uns etwas komisch vorkam, dass unsere Kids die einzigen zu sein schienen, die keine Schuluniform trugen, reihten wir uns auch erstmal in die Schlange der wartenden Kinder ein und kamen auch ohne Probleme durch das erste Tor. Vor dem Eingang zum Gelände hieß es dann noch einmal Schlange stehen und zwar getrennt nach Junge und Mädchen. Wie in jeder größeren Shopping-Mall in der Stadt sollte es auch hier zunächst eine Sicherheitskontrolle mit Metalldetektor geben.

Als wir an der Reihe gewesen wären, wurden wir vom Personal rausgewunken. Man glaubte uns ohne Schuluniform nicht, dass wir tatsächlich eine Schule seien und somit die Berechtigung gehabt hätten auf das Gelände zu kommen. Da alle unsere Kinder eine Schuluniform besitzen wäre es natütlich ein Leichtes gewesen diese anzuziehen, allerdings schien die Information nicht bis zu Ken urchgekommen zu sein. Nach kurzen Gesprächen durften wir dann aber auch ohne Schuluniform durch die Sicherheitkontrolle.

Das Festival wurde von einem großen Mobilfunkanbieter aus Afrika veranstaltet und zwischen den Tagen an denen das zahlende Publikum kommt, wurden geschätzt 30-40 Schulen aus ganz Nairobi und dem Umland eingeladen um den Jazz-Klängen zu lauschen. Unter einem riesigen Festivalzelt war an eine große Bühne aufgebaut. Vor der Bühne saßen dichtgedrängt die ca. 3000 Kinder auf dem Boden. Nun durfte aus jeder Schule ein Kind ans Mikrofon kommen um sich und seine Schule vorzustellen. Hier hatte man das Gefühl, dass jede Schule die coolste Rampensau auswählte, da es für kein Kind ein Problem zu sein schien vor so vielen Menschen zu sprechen. Für uns übernahm das Faith Kamara, die Vize-Präsidentin des Kinderparlaments Shangilia. Es waren Schulen aus jeder Altersklasse vetreten. Primary School, Highschools und Collages, sowie reine Jungen- oder Mädchenschulen. Als erster Programmpunkt spielte ein Jugendblasorchester die Nationalhymne. Anschließend folgten kleinere Bands aus Belgien, Südafrika, Israel und Kenia. Zwischendurch bekam jedes Kind einen Saft und ein gut gefülltes Lunchpaket. Erstaunlich wie friedlich ca. 3000 Kinder ihr Lunchpaket entgegennehmen und zusammen Mittagessen können. Bei den Kindern kam, was die Musik angeht, vorallem tanzbare Musik sehr gut an. Sobald ein Stück etwas schneller wurde, fingen die ersten an vor Begeisterung zu kreischen und aufzusspringen. Bei der südafrikanischen und der kenianischen Band wurde ausgelassen getanzt und sobald der DJ in den Pausen Lieder aus den Charts spielte, waren die Kids nicht mehr zu halten. Beim Tanzen wurden wir von den Kindern der anderen Schulen interessiert beobachtet und konnten so sehr schnell einige neue Freudschaften knüpfen.

Gegen Ende am späten Nachmittag war die Müdigkeit dann deutlich zu spüren, weshalb es auf der wesentlich schnelleren Rückfahrt im Bus auch deutlich ruhiger war. Wieder in Shangilia angekommen wurde ein kurzes Gebet gesprochen, bevor alle aus dem Bus aussstiegen. Nach einem weiteren von Margret und Nancy extra für uns zubereiteten Festmahl fielen wir pappsatt und hundemüde ins Bett.